DAV Expedkader Damen-Lehrgang in Chamonix
Text & Bilder: DAV Expedkader/ Olga von Plate/ Raphaela Haug
Im Juli ging es für uns Mädels für knapp eine Woche nach Chamonix. Auf dem Plan standen Hochtouren und Granitklettern. Nachdem alle am Abend eingetrudelt waren, wurde ziemlich schnell mit der Tourenplanung für den nächsten Tag gestartet. Vorteilhaft war, wie bereits bei den meisten unserer Lehrgängen, dass das Wetter für die nächsten Tage stabil aussah. Irgendwie scheinen wir als Gruppe das gute Wetter anzuziehen, hoffentlich klappt das dann auch bei unserer Abschlussexpedition...
Zunächst ging es erst einmal zur Akklimatisation rauf auf die Aiguille du Midi, zwischen Touris und Alpinist*innen ist die Bahnfahrt auch schon ein kleines Erlebnis, Kulturschock im Souvenirladen inklusive. Die Südwand macht dies allerdings mit 200 m langen, größtenteils selbst abzusichernden Touren in brilliantem Chamonix-Granit mehr als wett. In drei Teams kletterten wir die “Contamine” (6c), die “Super Dupont” (7a) und die “Fou de l’Aiguille” (7b):
Foto Olga von Plate: Lulu im Vorstieg in "Contamine" (6c) an der Aiguille du Midi
Foto Lulu Deubzer: Caro in "Fou de l'Aiguille" (7b)
Trotz der moderaten Länge waren sich alle in ihrer Begeisterung hinterher einig.
Das gute Wetter hielt immer noch an, somit sollte die nächste Tour mehrere Tage in Anspruch nehmen. Aufgrund des lang anhaltenden Hochdruckgebietes und den hohen Temperaturen waren die klassischen kombinierten Touren in Chamonix schon relativ trocken und steinschlaggefährdet. Deshalb beschlossen wir im Fels zu bleiben und fuhren erstmal in das benachbarte Orny-Gebiet. Mit gemeinsamen Biwak in schönster Landschaft und Bademöglichkeit nebenan gab es auch keinen Grund an dieser Entscheidung zu zweifeln. Am nächsten Tag teilte sich das Team auf: Drei starteten zur Dorées-Überschreitung, während die anderen vier zum Klettern an den Petit Clocher du Portalet gingen.
Foto Raphaela Haug: Caro in der Dorées-Traverse
Janina gelang mit Dörte eine smoothe Onsight-Begehung der gefürchteten Off-Width-Verschneidung “Etat de Choc” (7a), während Lulu und Amelie in “Ave Caesar” (7c) ihre Klemmfähigkeiten erprobten und in der letzten Schlüssellänge knapp unterm Stand im Onsight abtropften. Am nächsten Tag wurde dann getauscht. Lea, Caro und Raphaela kletterten am Petit Clocher die “Sud Est” (6b+). Aufgrund der Gewittergefahr konnte der Rest der Gruppe zwar nur den ersten Teil des Grates klettern, dort jedoch einen schönen Rundweg machen und ebenfalls einige Meter am laufenden Seil sammeln.
Foto Olga von Plate: Lulu in “Ave Caesar” (7c)
Am letzten Tag stand das Thema Spaltenbergung auf den Plan. Zuerst war angedacht dies real auf dem Gletscher zu üben, doch aufgrund des angekündigten Gewitters wichen wir schlussendlich zur Trockenübung in den Klettergarten aus. Hier wurde dann die lose Rolle, die Selbstrettung aus der Spalte mit Hilfe von Klemmen oder Prusiken und weitere hilfreiche Techniken geübt.
Eine kleine Liste der Dinge, die wir letzte Woche gelernt haben oder die uns nochmal aufs Neue bewusst geworden sind:
- bei einem Ring als Stand, die Öffnungen der Karabiner immer nach außen
- zu dritt am Grat sind mehr als 25 m Seil zwischen einander oder mehr als ein Satz Cams zur effizienten Fortbewegung hilfreich
- bei nicht lösbaren Knoten im Seil beim Abseilen ist der Prohaska Knoten ein nützlicher Zaubertrick
- der Seilabbund schaut nun auch endlich deutlich konsistenter gut aus
Danke an Special Guest Raphaela fürs Mitkommen und Weitergeben deines Wissens!
Auch vor und nach dieser Woche waren einige von uns unterwegs und haben das gute Wetter genutzt: Amelie konnte mit Kathi Sandbichler und Martin Feistl den Peuterey Integral klettern, während Caro mit Marina Krauss parallel dazu den Mont Blanc über den Brouillard Integral bestieg. Auch Lulu blieb passend hierzu im Thema des Integrale-Lösens und konnte pünktlich vor Chamonix ihr Sportkletterprojekt Speed Integrale (9a) abschließen und war somit auch wieder hochmotiviert Sportklettern Sportklettern sein zu lassen. Im Anschluss an den Lehrgang machten Amelie, Rosa und Lulu dann in der Republique Bananière noch Erfahrungen mit ungeplanten Biwaks und unerwarteten Gewittern. Zum Glück blieb im Nachhinein nur eine eindrückliche Erinnerung und die Lehre, dass manchmal etwas weniger Optimismus auch gut tut.