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Schlafsack-Temperaturangaben: Was steckt dahinter?

„Wie warm ist ein Schlafsack?“ ist die Frage, die die meisten Menschen vor dem Kauf ihres Schlafsacks stellen. Es ist zwar nicht die einzige Überlegung (Kosten, Packmaß, Daunen- oder Synthetikfüllung sollten ebenfalls berücksichtigt werden), aber wie warm der Schlafsack ist, wird wahrscheinlich den Unterschied zwischen einer guten und einer schlechten Erfahrung in den Bergen ausmachen.

Temperaturangaben für Schlafsäcke können verwirrend sein. Wir erklären, was die verschiedenen Werte bedeuten und wie wir versuchen, die Dinge mit unserer „Good Night's Sleep“-Temperatur zu vereinfachen.

Geschichte

Früher war der Kauf von Schlafsäcken ganz einfach: Man verließ sich auf Empfehlungen von Freunden, Ladenpersonal oder Zeitschriften. Hersteller suchten nach einer einfachen Möglichkeit, die Wärmeleistung ihrer Schlafsäcke anzugeben. Dies führte zu verschiedenen Testmethoden, von Labor- und Feldtests bis hin zur Messung der Dicke eines Schlafsacks. Schließlich kristallisierten sich spezifische Temperaturwerte als die „genaueste“ Methode zur Beschreibung der Wärmeleistung eines Schlafsacks heraus.

Daraufhin wurde eine Testnorm für Schlafsäcke entwickelt, die stark von Mountain Equipment und unseren Erfahrungen beim Testen von Schlafsäcken beeinflusst wurde. Die Norm ist zwar rechtlich nicht bindend, Hersteller, die Schlafsäcke mit ungenauen Temperaturangaben auf den Markt bringen, können aber entsprechend der Handelsnormen gemeldet werden.

Die aktuelle ISO 23537 Schlafsack-Testnorm ist weltweit anerkannt, wobei die Norm selbst regelmäßig überprüft wird. Mountain Equipment ist seit seiner Gründung ein beständiger Partner des britischen ISO 23537-Leitungskomitees und nach wie vor eines von nur drei Partnermitgliedern.

Die aktuelle Norm und ihre Nachteile - ISO 23537

Bei der ISO 23537 und ihrer Vorgängerin EN 13537 wird eine beheizte Testpuppe mit mehreren Temperatursensoren in einem klimatisierten Raum auf einer genormten Matte verwendet. Die Testpuppe, die einen normalen Schlafanzug und eine Kälteschutzmaske trägt, misst die Leistung, die erforderlich ist, um die Wärme in einem kalten Raum aufrechtzuerhalten. So wird der Wärmewiderstand des Schlafsacks bestimmt. Vor dem Test werden die Schlafsäcke bei einer konstanten Temperatur und Luftfeuchtigkeit gelagert und dürfen sich vollständig ausdehnen. Der Test wird so lange durchgeführt, bis der Gleichgewichtszustand erreicht ist. Der Wärmewiderstand wird auf der Grundlage historischer Daten in Temperaturwerte umgerechnet. Diese Norm liefert drei Temperaturwerte.

  • Comfort Temperatur: Dies ist der Bereich, in dem eine „Standard-Frau“ in entspannter Körperhaltung gerade nicht friert.
  • Comfort Limit Temperatur: Dies ist die Temperatur, bei der ein „Standard-Mann“ in einer zusammengerollten Körperhaltung gerade nicht friert. Dies ist auch die Zahl, auf die sich die meisten Händler und Marken beziehen.
  • Extreme Temperatur: Hier besteht die Gefahr, dass eine „Standard-Frau“ durch Unterkühlung gesundheitliche Schäden davonträgt.

Der Standard hat eine Menge Diskrepanzen zwischen den Herstellern beseitigt und ist durchaus wiederholbar, wobei die Ergebnisse nur um ein paar Grad variieren. Durch die Verwendung einer konstanten Wärmequelle (Testpuppe) werden Variablen wie Ernährung oder Mentalität, die sich auf echte Menschen auswirken, nicht berücksichtigt. Außerdem misst der Test den gesamten Schlafsack – das unterscheidet ihn auch von anderen Labortests. Wie viele Teststandards ist er jedoch auch nicht perfekt. Der Test repräsentiert nicht das individuelle Schlafverhalten oder eine reale Schlafumgebung.

Es gibt ein paar Nachteile des ISO 23537-Tests, von denen hier drei erläutert werden:

  • Testpuppe: Die Puppe, die für den Test verwendet wird, hat in etwa die Form eines Menschen, variiert aber auch ein wenig von Labor zu Labor. Das Problem ist, dass an den engeren Bereichen des Schlafsacks die Isolierung um die Testpuppe herum zusammengedrückt wird und der Schlafsack kälter erscheint, als er tatsächlich ist. Da die Testpuppe möglicherweise nicht deiner Größe entspricht, ist es wichtig, einen Schlafsack auf die eigene Passform hin zu testen, ähnlich wie eine Jacke oder Kletterschuhe. Aus diesem Grund bieten wir auch mehrere Passformen, verschiedene Längen und spezielle Modelle für Frauen an.
  • Winterschlafsäcke: Der Test schließt „Expeditionsschlafsäcke für extreme Klimazonen“ aus, offiziell Schlafsäcke mit einer Grenztemperatur von weniger als -24 °C, wobei die Genauigkeit unter -15 °C abnimmt. Bei sehr kalten Bedingungen ist es besser, sich auf erfahrene Freunde, Ladenpersonal, vertrauenswürdige Marken und den gesunden Menschenverstand zu verlassen: Ein Schlafsack mit 1200 Gramm Daunen ist wahrscheinlich wärmer als einer mit 800 Gramm. Es sei denn, die Konstruktion oder Qualität unterscheidet sich erheblich.
  • Bezugsstoffe: In Hütten oder geschützten Zelten hat das Obermaterial eines Schlafsacks aufgrund der geringen Luftzirkulation keinen großen Einfluss auf die Wärmeleistung. Wenn man jedoch unter freiem Himmel oder in einem zugigen Zelt schläft, sieht die Situation ganz anders aus. Nun ist der Einfluss des Oberstoffes auf die Wärmeleistung des Schlafsacks plötzlich sehr groß. Der Test nach ISO 23537 simuliert einen Luftstrom von 1 km/h. Dies kann sich negativ auf die Ergebnisse für sehr luftdurchlässige Stoffe auswirken, die trotz ihrer Vorteile in der Praxis im Test schlecht abschneiden können. Sie sind außergewöhnlich atmungsaktiv, sehr bequem, schnell trocknend, sehr leicht und gut komprimierbar. Luftdurchlässige Stoffe haben auch die wunderbare Fähigkeit, Feuchtigkeit aus dem Inneren entweichen zu lassen. Dies ist ein echter Vorteil auf Mehrtagestouren. Viele Profis bevorzugen diese Stoffe trotz schlechter Testergebnisse, weil sie sich in der Praxis hervorragend bewähren.

ISO 23537 ist das beste Bewertungssystem für Schlafsäcke, auch wenn es einige Mängel aufweist. Es hilft bei der Identifizierung von Schlafsäcken, die erheblich von den angegebenen Werten abweichen. Trotzdem unterscheidet es nicht genau zwischen Schlafsäcken, die nur wenige Grad voneinander abweichen.

„Good Night’s Sleep“-Temperatur

Hier bei Mountain Equipment haben wir unsere eigene Temperaturbewertung entwickelt, um dir bei der Wahl des idealen Schlafsacks zu helfen.

Unsere „Good Night's Sleep“-Temperatureinstufung ist eine Kombination aus wissenschaftlichen Tests, zahllosen Feldversuchen und ausführlichen Expeditionstests. Diese Temperaturangabe gibt die Mindesttemperatur an, bei der der Schlafsack unserer Meinung nach für einen erfahrenen Nutzer angenehm sein sollte.

Wir sind der Meinung, dass unsere Good Night's Sleep-Temperaturbewertung das genaueste Maß dafür ist, wie warm dich ein Schlafsack in einer realen Situation hält.

Die Good Night's Sleep-Temperaturbewertung ist auch Teil unserer „Good Night's Sleep“-Garantie, mit der du deinen Schlafsack ganz einfach ohne Risiko kaufen kannst. Wenn du das Gefühl hast, dass dein gekaufter Schlafsack zu kalt ist, kannst du ihn gegen einen wärmeren tauschen. Weitere Informationen zu unserer „Good Night's Sleep“-Garantie findest du unter www.mountain-equipment.de/pages/garantie.

Wir empfehlen dir, dich beim Kauf eines Schlafsacks vor allem an unserer Good Night's Sleep-Temperaturbewertung zu orientieren. Natürlich solltest du aber auch deine individuelle Kältewahrnehmung mitberücksichtigen. Diese Individualität ist sehr wichtig und kann in unseren Temperaturbewertungen natürlich nicht mit einkalkuliert werden.

Ebenso ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine kranke, erschöpfte, hungrige oder im Freien schlafende Person friert, viel größer als eine Person, die fit und gut genährt ist und an einem geschützten Ort schläft. Unsere „Good Night's Sleep"-Temperatur sollte als Richtwert dienen, aber letztlich musst du selbst entscheiden, wie warm dein Schlafsack sein soll.

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