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  • Susanne Süßmeier

    Klettern in Jordanien

    Zwischen Sand und Sandstein im Wadi Rum.

    Susanne Süßmeier, Jordanien

Märchenwelt im Sandstein

Text von Susanne Süßmeier

Um uns herum ragen hohe, steile Wände mit bizarren Sandsteinkuppeln empor.  Wenig daneben eine logische Linie entlang einer perfekten Verschneidung. Zuerst über grünen Granit, welcher bald von Sandstein abgelöst wird, wandern wir den Karazeh Canyon entlang. Ab und an muss man die Hände aus den Hosentaschen nehmen und ein paar Meter hinauf klettern. Dann stehen wir unter unserer heutigen Linie: der „Rock Fascination“, von Albert Precht und Kollegen erstbegangen.

Durch Kamine, Verschneidungen und Risse, entlang von Waben und Sandsteinsintern geht es in 15 Seillängen, zwischen Sand und Sandstein, aus dem Canyon heraus. Abgesichert wird mit mobilen Sicherungsmitteln und Sanduhrschlingen, wenige alte Schlingen weisen den Weg. Der Österreicher Albert Precht, bekannt für seinen bohrhakenfreien Erstbegehungsstil, hat hier in Wadi Rum einige Abenteuerrouten hinterlassen. Wer in Wadi Rum klettern gehen möchte, sollte sich beim Trad-Klettern wohl fühlen. Lange herrschte hier eine strenge Kletterethik, welche vorwiegend auf natürliche Sicherungspunkte setzte und möglichst wenige Bohrhaken benutzte. Im weichen Sandstein gehört zum sicheren Setzen dieser ohnehin eine Portion Erfahrung und viel Klebstoff dazu…

Zurück zur Rock Fascination: kurz vor 16 Uhr, zwei Stunden vor Einbruch der Dunkelheit, sitzen wir am Ausstieg, im Wissen, dass der schwierigste Teil erst noch kommt: der komplexe Abstieg. Die Gipfelplateaus der Berge bestehen aus vielen verschieden hohen Sandsteinkuppeln – „Domes“ wie die Engländer sie nennen. Hat man einen, über oftmals steile Platten, überwunden, kommt der nächste und übernächste. Dazwischen befindet sich immer wieder ein Graben mit senkrechten Wänden, welcher den Weiterweg versperrt. Uns hat mittlerweile die Dunkelheit eingeholt – aber wir müssen nur mehr über die Tour „Secret Garden“ abseilen. Aus „nur mehr“ werden jedoch drei Stunden, von denen wir die meiste Zeit auf Bändern nach der nächsten Abseilstelle suchen. Natürlich dem Stil entsprechend, wird an Sanduhrschlingen abgeseilt… froh sind wir, als unsere Gastgeber uns mit dem Jeep entgegenkommen und uns das tägliche „Hühnchen mit Reis“ zum Abendessen servieren.

Etwas weniger Abenteuer bieten zahlreiche Klassiker, über welche auch abgeseilt werden kann. Diese haben wir bevorzugt in den ersten Klettertagen gemacht. Es dauerte auch ein paar Klettermeter, bis wir uns an den Wüstensandstein gewohnt hatten. „Wären alle Wände hier von guter Felsqualität- wäre es wohl eines der weltbesten Klettergebiete“ resümiert Elad Omer, ein israelischer Bergführer und wohl einer der aktuell besten Gebietskenner. Leider ist nur ein kleiner Teil des Sandsteines genussvoll kletterbar.

Aber nicht erst die europäischen Kletterer haben das Klettern nach Wadi Rum gebracht. Auch die einheimischen Beduinen haben viele Berge, vorwiegend bei der Jagd, auf teils anspruchsvollen Routen bestiegen. Eine davon ist die Al Thalamyyiah Route, deren Beginn wir schon vom Abstieg der Route „Black Magic“ am Black Tower kannten. Der Anblick des Canyons, in welchem die Route hinaufführt, ist grandios. Kunstvoll, an Ornamente einer Kirchenfassade erinnernd, wirken die steilen Wände wie verziert.

Nach Mittag machen wir uns auf den Weg, mit einigen Litern Wasser, dem besten Falafel vom kleinen Imbiss im Dorf, Schlafsack, Isomatte, einem Seilstrang, einer Rapline und 3 Friends bepackt. Immer wieder schweift unser Blick diese beeindruckenden Wände empor, während wir mal mit Seil, zumeist aber ohne Seil in „anregender“ Kletterei, luftig und ausgesetzt hinaufklettern. Manchmal wünschten wir uns, etwas mehr geologisches Verständnis zu haben, um die Entstehung dieser märchenhaften Landschaft zu verstehen. Nach einem Basaltplateau erreichen wir die glattgeschliffenen Kuppeln, welche hier um Wadi Rum das obere Drittel jedes Berges schmücken. Die Wegfindung wird nicht leichter, nur wenige Steinmänner weisen den Weg. Kurz nachdem die untergehende Sonne die Landschaft feuerrot gefärbt hat, erreichen wir das große Sandplateau. Dort suchen wir uns ein feines Plätzchen für unser Nachtlager. Dem Knistern des Lagerfeuers lauschend, kuscheln wir uns in die Schlafsäcke. Totenstill ist es dort oben, außer ein paar Vögelchen sind uns auch den ganzen Tag keine Tiere begegnet, obwohl gelegentliche Kotspuren von deren Anwesenheit zeugen.

Auch wenn uns die Wegfindung am nächsten Tag bedeutend einfacher fällt, zieht sich der Weg zum Gipfel noch ein wenig. Ein paar Stunden später sind wir wieder in der Geräuschkulisse des Dorfes eingetaucht. Fünfmal am Tag rufen die zwei Imame zum Gebet, und neben Hähnen, Eseln, den Autogeräuschen der Wassertanklaster und der „Beduinentaxis“ welche vom Dorf aus in die Wüste flitzen haben auch die Kamele ein unüberhörbares Stimmorgan.

Den nächsten Tag lassen wir ruhig angehen, tauschen eines unserer alten Seile gegen einen Kamelausritt in die Wüste und schmieden Pläne für die letzte Woche in Jordanien. Drei weitere Klettertage sollen folgen, bevor wir mit einem Mietwagen von Aqaba nach Amman fahren wollen, um ein wenig mehr vom Land und der Kultur zu erleben.

Susis Infos zum Klettern in Jordanien

Die Kletterei

Wadi Rum liegt auf einem Granit und Basalt Plateau auf 800m und ist umgeben von Sandsteinbergen. Auch der Jebel Rum, mit 1734m der zweithöchste Berg Jordaniens, steht direkt westlich des Dorfes, der Zustieg dauert gerade einmal 20 Minuten.  Die Kletterei im Sandstein ist sehr vielfältig. Es gibt Risse, Verschneidung, Kamine, Wand-und Plattenkletterei sowie steile 3-D-Kletterei. Umso spannender die Strukturen aussehen, umso abenteuerlicher auch die Kletterei – nicht nur die „Waben“ klingen zumeist mehr hohl als einem lieb ist, auch die Sinter sind ein sandiges Erlebnis – dennoch beeindruckend zu klettern. Es braucht ein wenig mit dem Sandstein warm zu werden und die Erkenntnis, dass die optisch beeindruckenden Strukturen aus klettertechnischer Sicht zwar auch beeindruckend, aber nicht ideal sind.

Viele Touren sind klassisch mit Friends, Keilen und Sanduhrschlingen selbst abzusichern. Sie enden irgendwo auf den Plateaus, für die Aussicht lohnt sich der Weiterweg auf einen Gipfel durchaus!

Fixes Material:  Das vertrauenswürdigste Material sind sicher die geklebten Haken, man findet auch Bohrhaken, Schlaghaken in gebohrten Löchern und gebohrte Sanduhrschlingen. Klassischen Schlaghaken sagt man keine besondere Langlebigkeit nach. Die Abstiege sind oft sehr komplex und manchmal gleich fordernd wie die Kletterei.

  • Susi in 'Flight of Fancy'
  • Material

    • Halbseile 60m, mindestens einen Ersatzstrang – der Sandstein führt zu großem Verschleiß und zu kaufen gibt es vor Ort nichts
    • Einen doppelten Satz Friends von Camalot #0.2 bis #5oder einmal #5 und einmal #6
    • Ein gut sortierter Satz Keile, wir hatten auch die Ballnuts von Camp dabei
    • Schlingen, offene Reepschnur zum Sanduhren fädeln
    • Reepschnur und Maillons zum Abseilen
  • Kletterführer und Topos

    • „Treks & Climbs in Wadi Rum Jordan“ von Tony Howard. Dieser ist jedoch vergriffen und muss von jemandem geliehen werden. Es ist eine PDF Version im Umlauf.
    • „Rock around the world“ von Thierry Souchard, ein in französischer und englischer Sprache verfasster Führer. Er beinhaltet eine gut beschriebene Auswahl an sehr lohnenden Routen.
    • „Parois de Legende“ von Stéphanie Bodet und Arnaud Petit enthält ebenfalls 5 Routen aus Wadi Rum. Ist aber auch vergriffen.

    Auf Camptocamp.org fanden wir weitere wertvolle Informationen. Im Resthouse gab es wohl eine Sammlung aller Topos. Leider hat seit Corona das „Resthouse“ geschlossen. Ob das Resthouse wieder öffnet, konnte uns keiner sagen. Bei Hamdans House befanden sich jedoch Kopien der legendären Toposammlung. Tobias Wolf hat auf seiner Homepage neben einem interessanten Bericht vom Erstbegehen dort auch eine kleine Toposammlung angelegt (https://kayakandclimb.blogspot.com/). Ein neuer Auswahlführer ist in Arbeit.

  • Jahreszeit

    November, Februar und März gelten als die Klettermonate in Wadi Rum. Im Dezember und Januar sind die Tage mit 10 Stunden relativ kurz und die Chance auf Regen ist höher. Auch hier ist das Wetter großen Schwankungen unterworfen, wir hatten es im Dezember 2022 ca. 10°C zu warm für die Jahreszeit, statt der üblichen 15°C hatten wir um die 21°C. In der Sonne bei dunkelrotem Sandstein ist das ziemlich warm.

  • Anreise

    Direktflüge fanden wir über Billigairlines wie Ryanair und Wizzair ab Memmingen, Wien, Bergamo,... – zu jeweils unterschiedlichen Wochentagen. Von Memmingen aus dauerte der Flug nach Amman 4,5h.

    Wadi Rum liegt eine Autostunde von Aqaba und vier Autostunden von Amman entfernt. Ein Taxitransfer ist am schnellsten und kostete uns 25 JD nach Aqaba und 115 JD ab Amman. Das Taxi wurde von unseren Gastgebern organisiert. Mietwägen gibt es in Amman und Aqaba, Avis bietet auch die Möglichkeit, ein Auto an einem anderen Standort zurückzubringen. In Wadi Rum braucht man kein Auto, es sei denn, man mietet ein 4x4 Jeep und fährt selbst durch die Wüste. Es gibt auch öffentliche Busse, welche günstiger sind aber länger brauchen.

  • Geld und Kommunikation

    Bargeld umtauschen ist erstmals kurz nach dem Aussteigen aus dem Flugzeug möglich. Uns erschien der Wechselkurs jedoch nicht sehr vorteilhaft. Geld abheben am Automaten war die bessere Option. 2022 war 1 JD ca. 1,30€.

    Orange bietet für Reisende Prepaid Tarife für 15 JD und 30 JD an. (20/60 GB Internet, Inland unlimitierte Minuten und Nachrichten, International 20/60 Minuten und 10/30 SMS). In unserer Unterkunft war das WIFI einwandfrei und eigene Daten nicht erforderlich. Rund ums Dorf ist der Empfang gut, weiter in der Wüste hat man keinen Empfang.

  • Vor Ort

    Das mittlerweile schon gar nicht mehr so kleine Dörfchen Wadi Rum liegt am Ende einer geteerten Straße, dahinter geht’s nur mehr mit 4x4 Jeeps tiefer in die Wüste. Es gibt 2 Moscheen welche lautstark zum Beeten rufen (Oropax für empfindliche Ohren zum Schlafen empfehlenswert), 2 Restaurants und einen Falafelimbiss und unzählige kleine Supermärkte, die einen mit dem nötigsten Versorgen. Das Dorf ist schnell gesehen und neben den Quellen und einem Nabatäer Tempel gibt es noch einen Bekleidungsladen mit traditioneller Kleidung und Chinaimporten, einen Laden mit den üblichen jordanischen Souvenirs und die „Burdah Womans Cooperative“. Dort arbeiten ausschließlich Frauen, welche sonst im öffentlichen Leben nicht zu sehen sind, und stellen Kunsthandwerk her.

  • Unterkunft und Verpflegung

    Im Ort gibt es eine Vielzahl von Übernachtungsmöglichkeiten. Wir waren bei Shaker von „Arabien Nights“, aber auch „Hamdans House“ und das „Oryx Hostel“ wirkten sehr nett. Letztere beiden überzeugten mit Pflanzen um die Unterkunft herum. Es gibt noch viele mehr, grundsätzlich muss man bei der Buchung aufpassen, dass man sich im Dorf und nicht in der Wüste einmietet und warmes Wasser aus der Dusche ist ebenso angenehm. Halbpension kam uns auf 17 JD pro Tag. Auf Booking.com findet man einige Unterkünfte.

    Das Abendessen beschränkte sich fast ausschließlich auf Hühnchen mit Reis, das scheint aber im gesamten Dorf so zu sein (2014 war das auch der Name einer Neutour am Black Tower). Auch in den beiden „Restaurants“ ist die Auswahl recht begrenzt und unterscheidet sich vom guten Essen, welches wir anderen Orts serviert bekamen. Einzig der Falafel-Mann aus Ägypten (der kleine Falafelstand kurz vor dem „Rum Castle Restaurant“) macht liebevoll, unglaublich gute Falafel-Sandwichs.

    Gaskartuschen für Gaskocher gibt es anscheinend beim Carrefour in Amman. Unser Gastgeber Shaker hatte aber auch Kochausrüstung zum Ausleihen, sollte man mal ein paar Tage im Barrah Canyon übernachten wollen. Am besten bei der gewählten Unterkunft nachfragen.

  • Preise/Zahlung

    Wadi Rum ist sehr touristisch und daher auch die Preise. Im Rum Castle Restaurant bekamen wir als Kletterer niedrigere Preise. Bei den klassischen „Mitbringseln“ und auf dem Markt lohnt sich das Handeln. Am besten kauft man erst am Ende ein, wenn man weiß, wie viel was kostet – von Aqaba bis Amman gibt’s eh überall das gleiche.

  • Reisen und Sightseeing

    Möchte man in Jordanien noch ein wenig Reisen, empfiehlt sich der Jordanpass. Er gewährt freien Eintritt zu vielen Sehenswürdigkeiten, so auch nach Wadi Rum und Petra, sowie Vorteile bei den Visagebühren. 70 JD kostet das Ding, welches man vor der Anreise online erwerben kann, man hat es am besten in ausgedruckter Form dabei.

    Aqaba am Roten Meer:

    Lohnt sich zum Schnorcheln. Im Golf von Aqaba sind die Korallen noch nicht von der Korallenbleiche betroffen und 20 Meter von Strand entfernt überrascht einen die bunte Unterwasserwelt. Die Ausrüstung kann man für 5 JD (evtl. Handeln) ausleihen. Wir waren am „Japanese Garden“, das ist empfehlenswert gewesen.

    Bietet frischen Fisch zum Essen. In der ersten Straße, welche von der Prince Mohammad Street nach Süden abbiegt (oberhalb der K. Hussein Street) reiht sich ein Fischrestaurant am anderen. In Styroporboxen gekühlt, wartet der frische Fisch zur Zubereitung ausgewählt zu werden. Auch die Zubereitungsart – gegrillt oder frittiert - kann man wählen.

    Petra:

    Zwei Autostunden von Wadi Rum. Die Antike Hauptstadt der Nabatäer beeindruckt mit seinen direkt in die Felsen geschlagenen Grabtempel. Die Felsenstadt ist eine der bedeutendsten Touristenattraktionen in Jordanien. Entsprechend geht es dort zu, und vor Ort sind auch viele aufdringliche Händler, welche einem etwas anbieten wollen. Das ist uns aber anderen Orts in Jordanien so nicht aufgefallen.

    Das Tote Meer:

    Da muss man nicht viel sagen – bei angenehm temperiertem Wasser ohne Schwimmen auf dem Wasser zu liegen und die Zeitung zu lesen, das kann schon was. Anschauen – solange es das noch gibt, jährlich sinkt der Wasserspiegel aus verschiedenen Gründen – der Trinkwasserentnahme aus
    dem Jordan wegen sowie der Pottascheindustrie im Süden…Wichtig ist, sich danach abzuduschen. Wir waren im Süden bei den weißen Salzstränden mit behelfsmäßiger Dusche und hatten einige Flaschen mit Wasser mitgebracht, um uns abzuduschen.

    Heiße Quellen:

    In der Nähe des Toten Meeres gibt es heiße Quellen – wir waren in Ma’an, (15JD pro Person). Wir kamen spät, da hatten sie entgegen der Angabe im Reiseführer noch offen und es war nicht übermäßig viel los. Ich bin mir sicher, dass es bei gründlicher Recherche oder mit etwas mehr Zeit auch kostengünstigere Optionen in der Umgebung gibt.

  • Good to know

    Alte Seile sind sehr begehrt. Auf den Straßen des Dorfes wird man häufig gefragt, ob man sein altes Seil verschenkt oder verkaufen mag. Sie erzählten, sie bräuchten sie für ihre Kamele. Wir tauschten einen alten Strick gegen eine Stunde Kamelreiten. Im Anschluss verkaufte der stolze Seilbesitzer die nicht benötigten Meter für 1 JD/Meter.

    Gute Schuhe und (warme) Jacken sowie sonstiges Klettermaterial sind bei den Einheimischen ebenso beliebt – zu kaufen gibt es dort nur Chinaware und klassische Beduinenkleidung.

    Alte Snowboards werden zum Sandsurfen (oder eher Rutschen) benutzt und sind für die Einheimischen ebenso schwierig zu erwerben.

    Im Tourismus schien mir, verdienen die Einheimischen nicht schlecht und sind auch bereit, für mitgebrachte Gegenstände etwas zu bezahlen.

Empfohlene Ausrüstung

Reiseroute und Routenliste

Reisedaten: 28/11/2022-19/12/2022

Tag 1: Petra besichtigt, weil es geregnet hat. Nässe macht den Sandstein weniger stabil.

Tag 2: „In the court of the crimson King“, 6a, Burdah Ostwand, kein fixes Material, Abstieg über den Nordgrat vorbei an der Felsenbrücke. Entlegenes Stückchen Fels ganz im Osten des Gebiets. Kein Klassiker.

Tag 3: “The Beauty” 6b und “Alain and his Perverse Frog”, 6a, Jebel um Ejil. Über einen beeindruckenden Canyon, welcher für sich schon ein Besichtigung wert ist, steigt man ca. eine Stunde zu. „The Beauty“, ein absoluter Klassiker, hat bis am Nachmittag Schatten. Für „The Beauty“ empfiehlt es sich, für die letzte Seillänge 2x Camalot #5 oder einmal #5 und einmal #6 mitzunehmen. Die Stände sind geklebt, über sie seilt man auch ab. Hat man genügend Zeit kann man noch „Alain…“ oder „Priez pour nous“ klettern. Bei „Alain…“ gibt es wenig fixes Material. Abgeseilt wird auch hier über „The Beauty“.

Tag 4: “Lionhart”, 6b, Abu Aina Towers. Ein weiterer Klassiker, mit Klebehaken an den Ständen zum Abseilen über die Tour. Ende November bis mittags in der Sonne. Wir stiegen erst nach 12 Uhr ein.

Tag 5: „Flight of Fancy“, 6b und “Troubadour”, 6b am Jebel Rum, Ostwand. Beide Touren bieten grandiose Seillängen. Teilweise geklebte Stände. Sie sind relativ bald (“Flight…”) im Schatten. Bei der „Troubadour“ kann über die „Voie du Coeur“ mit einer 7a -Länge (viele Bohrhaken) eingestiegen werden. Für die 6c (3. Länge) vorausplanendes Seilmanagement vorteilhaft, die Bohrhaken sind etwas links und rechts verteilt…. Ideale Touren (ebenso die Nachbarrouten) für kürzere Klettertage mit wenig Zustieg oder zum Eingewöhnen.

Tag 6: „Black Magic“, 5c, Dark Tower. Im unteren Teil kein fixes Material, erst im oberen Teil, da dort über die Route abgeseilt wird. Der Abstieg im Canyon gibt einen winzigen Vorgeschmack auf die „Al Thalamiyyah“ Route auf den Jebel Rum. Die Quelle, an welcher man vorbeikommt, ist unglaublich schön und im Vergleich zur „Lawrence Spring“ ganz ohne Touristen.

Tag 7: „The Star of Abu Judaidah”, 6c und “Merlins Wall”, 6a im Barrah Canyon, zwei der Klassiker dort. Eine Fahrt hin und retour kostete 2022 80 JD, weshalb viele dort ein paar Tage bleiben. Am Vormittag kletterten wir „The Star…“ jedoch auf Empfehlung ohne die letzte 5a Länge und nach ausgedehnter Mittagspause noch die „Merlins Wall“. Die Verlängerung von Arnauld Petit (L5 und L6) hat uns gut gefallen. Bei beiden Touren gibt es geklebte Stände über welche man abseilt.

Tag 8: „La Guerre Sainte“ 7b, Nassrani SO Wand. Allerbeste Plaisirkletterei, ausschließlich Expressschlingen nötig!

Tag 9: Pausetag in Aqaba: Strandliegen, Schnorcheln und frischen Fisch essen.

Tag 10: „Queen of the desert”, 7a, Jebel Rum Ostwand. Eine weitere Plaisirroute, die außer Expressschlingen nur 3 Friends benötigt (dort, wo sie andere Touren kreuzt…). Abwechslungsreiche Kletterei – erst plattige Wandkletterei, dann genial steil, inklusive Sandsteinsinter und zum Schluss kann man in den Abschlusslängen bewundern, wie viel Reibung der Sandstein hergibt! Wir hatten von den Erstbegehern den Tipp bekommen, diese als die erste der längeren Touren an dieser Wand zu gehen, da die eingerichtete Abseilpiste sehr angenehm ist und auch für einige Nachbartouren Sinn macht.

Tag 11: "Inshallah Factor". Highlight: das Ende in einem riesigen Kamin, in welchem man 2 Seillängen in bestem Fels hinaufklettert. Für das Abseilen aus dem „Eye of Allah“ in den Great Siq reicht ein 60m Seilstrang. Um die 7 Abseilfahrten, alle kürzer als 30m. Beim letzten Abseilen vor dem Seil abziehen den Weiterweg auschecken, man kann nämlich ein wenig schräg, schluchteinwärts, hinter einem Buckel weiter abseilen und spart sich so etwas sportliche Abkletterei. Nach einem gruseligen Spreizschritt geht es die beeindruckende Schlucht noch etwas Einwärts. Sie gibt einen Vorgeschmack auf die Hamads Route, einen möglichen Anstieg auf den Jebel Rum. Dort wo man auf diese trifft, bei einem kleinen Baum, folgt man ihrer Aufstiegsroute auf den roten Rücken und direkt orographisch rechts den Steinmännern folgend zu zwei Abseilstellen, welche ebenfalls mit jeweils einem 60m Strang möglich sind.

Tag 12 + 13: Jebel Rum via "Al Thalamyyiah" Route mit Biwak.

Tag 14: Pausetag, Kamelreiten.

Tag 15: „Atayek Hamad Route“, 6c, Jebel Khazali Westface. Wer sich seit seiner Ankunft in Wadi Rum ebenso fragt, wie sich diese ominösen „Wabenstrukturen“ klettern – der kann dies hier während 9 Seillängen ausgiebig erproben. Viele Schlingen für Sanduhren mitnehmen, außer ein paar gefädelte Sanduhren gibt es kein fixes Material. Abgeseilt wird über die Nebentour. Der Sonnenuntergang von dort aus ist fantastisch!

Tag 16: „Rock Fascination“, 6b, am Jebel Kharazeh. Uns wurde vorher empfohlen, die Tour „Secret Garden“ für den Abstieg anzuschauen. Können wir nun auch empfehlen. Wer’s wie wir nicht tut: im Topo genau darauf achten, wo der Punkt für den Abseiler eingezeichnet ist…einer ist unterhalb des Bandes. Auf camptocamp.org findet man ein super Topo für den oberen Teil des Abstiegs, also jener direkt nach dem Ausstieg, der sich von Prechts beschriebenem Weg unterscheidet.

Tag 17: „Inferno“, Jebel Rum. Die Verlängerung „Towering Inferno“ schaut auch super aus, ist mit 7a (?) jedoch um eine Ecke anspruchsvoller und wir wollten nur eine kurzweilige Nachmittagskletterei.

Tag 18: „Raid mit the Camel“, 7a, unglaublich abwechslungsreich und lohnend! Wir haben über die „Queen of the desert“ (siehe Tag 10) abgeseilt.

Tag 19 - 21: Reisen von Aqaba nach Amman übers Tote Meer.

Fazit

Wadi Rum bot sehr abwechslungsreiche, beeindruckend andere Kletterei als wie ich sie aus den Alpen kenne. Wer sich im Umgang mit mobilen Sicherungsgeräten wohlfühlt, findet dort ein Paradies. Es gibt genügend Auswahl, vom vollen Abenteuer, aber auch kürzere, weniger fordernde Touren. Der Fels ist nicht überall bombenfest, vieles klingt etwas hohl, scheint aber zu halten.

Weil es so ein besonderer Fleck Erde ist, sind wir Kletterer natürlich nicht die einzigen dort, eigentlich jeder Jordanien-Tourist taucht hier auf. Der dadurch massive Jeep-Verkehr in der Wüste im Umkreis von Rum ist beeindruckend. Und wie überall, wird das wohl nicht weniger, und jeder Bericht hat seinen Anteil daran, ich weiß es wohl. Und dann ist dort noch die Sache mit dem (Plastik-) Müll.

Wadi Rum ist ein Reiseziel, das über die bloße Kletterei hinaus extrem spannend ist und viele neue Eindrücke liefert. Genau das hatten wir gesucht und gefunden. Ich hatte eine tolle Zeit dort und spiele mit dem Gedanken eines Tages wieder zu kommen! Danke an alle, die die Zeit so besonders gemacht haben, besonders dir, Franzi!

Susi in 'Lionheart'
  • In "Alain and his Perverse Frog"

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