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Traumberuf Bergführer (3/4)

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Traumberuf Bergführer

Susi Süßmeier
Text: Susi Süßmeier
Bild oben: Boris Textor
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Der schönste Beruf der Welt? Draußen, in den Bergen unterwegs sein. Das, für was andere Geld bezahlen, machen und dabei Geld verdienen. Klingt traumhaft, oder? Aber was muss man dafür tun? Und kommt der Spaß wirklich ohne Nebenwirkungen?

Susi Süßmeier aus dem Mountain Equipment Team ist staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin und stellt uns den (für sie) schönsten Beruf der Welt in einer vierteiligen Serie vor.

 

[Hinweis: Susi ist das beste Beispiel, dass der Bergführer-Beruf nicht nur was für Männer ist! Aus Gründen der Lesbarkeit verwendet sie in ihrem Text dennoch nur die Form „Bergführer“ – will damit aber alle Bergfreunde, unabhängig ihres Geschlechts, ansprechen.]

 

Teil 3: Traumberuf Bergführer: Fragen & Antworten

Was macht den Beruf so besonders?

Gehört man zu den Menschen, die sich draußen in der Natur und in den Bergen pudelwohl fühlen, dann hat man mit Sicherheit als Bergführer den allerschönsten Arbeitsplatz gefunden. Auch kann es unglaublich befriedigend sein, Anderen die Schönheit der Bergwelt nahezubringen und die eigene Begeisterung für den Bergsport in ihnen zu entfachen oder mit ihnen zu teilen. Als Bergführer bereitet man seinen Gästen oft unvergessliche Momente und das macht einen selbst glücklich. Auch die Vielfalt, die der Beruf zu bieten hat, ist enorm. Die Bandbreite reicht von leicht bis anspruchsvoll, Kurs oder Führung, bekannte und unbekannte Ziele, in den Alpen und weltweit. Und das alles auf selbstständiger Basis, das heißt man ist sein eigener Chef. Auch den Organisationsgrad kann man selbst wählen: Führt man für Bergschulen, beschränken sich die Vorbereitungen auf das, was zur Durchführung der Tour nötig ist. Plant und organisiert man gerne, so kann man sich mit Privatgästen voll und ganz ausleben.

Traumberuf

📷 Mit das Schönste: Begeisterung für den Bergsport entfachen und teilen! (Bilder: Susi Süßmeier)
Was sind die Schwierigkeiten, die man als Bergführer zu bewältigen hat?

Man ist viel unterwegs, das ist nicht leicht fürs Privatleben. Während der Saison bleibt oftmals nicht viel Zeit, um Freunde und Familie zu sehen. Die eigenen Hobbies, bei mir zum Beispiel das Klettern, kommen oft zu kurz. Die meisten starten als ambitionierte Alpinisten in die Bergführerausbildung, aber es ist gar nicht so leicht wie es scheinen mag, die eigenen Ziele neben dem Führen zu realisieren.

Zudem ist der Beruf körperlich sehr fordernd. Man muss sich das ganze Jahr über fit halten und ist von seiner körperlichen Unversehrtheit abhängig. Krankheit oder Verletzungen bedeuten Verdienstausfall. Gute Versicherungen sind da eine Lösung. Mit Sicherheit leidet der eigene Bewegungsapparat über die Jahre unter der Belastung. Ein gutes Gefühl für den eigenen Körper ist nötig, um Signale rechtzeitig zu erkennen und sich zu schonen.

Als Frau in einem männerdominierten Beruf, wie ist das?

Das hängt sicher am meisten von der eigenen Wahrnehmung ab. Achtet man sehr auf die geschlechtsspezifischen Vorurteile, wird man sie immer noch häufig finden. Mir selbst fallen solche Dinge gar nicht so auf, und wenn, dann sorgen sie vielmals für Belustigung. Und seien wir ehrlich: Tappen wir nicht selbst mal in die Geschlechterfalle und uns überraschen Personen?

Als Frau wird man als Bergführerin schon mal „übersehen“, wenn man das Abzeichen nicht auf der Stirn trägt. Das kann aber in so manchen Situationen auch seine Vorteile haben.

Grundsätzlich erweckt man oft noch Erstaunen in der Männerwelt, aber mit jedem Jahr, mit dem es mehr Bergführerinnen gibt, bin ich mir sicher, dass es normaler wird. Und die Nachfrage an Bergführerinnen ist da, das „Frauenbergsteigen“ boomt, Mädels- und Damenangebote sind beliebt. Und ich bin der Überzeugung, dass das seine Berechtigung hat, es gibt einfach Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen erscheinen mir oft zurückhaltender und unterschätzen sich öfter. Als Frau in Frauengruppen kann man sie gezielt fördern. Auch für den Berufsstand glaube ich, ist es bereichernd in Zukunft mehr Bergführerinnen mit ihrem vielleicht etwas anderen Zugang zu haben.

Gibt es Erleichterungen für Frauen in der Ausbildung?

Nein, denn das Ziel ist ja für Männlein und Weiblein das gleiche – Bergführer werden und in der Lage sein, Gäste auf jede beliebige Tour (die ich mir zu führen zutraue), zu führen. Es gibt ja keine „Frauenberge“ mehr (wie einst das Säuleck in der Ankogelgruppe bezeichnet wurde, weil es für einen 3000er so leicht zu besteigen war…). Möchte man Bergführer werden, muss man den Anforderungen, die die Berge einem stellen, gewachsen sein, unabhängig des Geschlechts. Dass Frauen manchmal vielleicht ein wenig mehr trainieren müssen und trotzdem ein fitter Mann fitter ist, ist zu akzeptieren. Alles hat Vor- und Nachteile, auch wenn ich in manchen Dingen den Vorteil noch nicht gefunden habe… 😉

Kann man ein Praktikum machen, um in den Bergführer-Beruf hineinzuschnuppern?

Ich denke, wer viel Bergsport macht, wird schon mit dem ein oder anderen Bergführer in Kontakt gekommen sein und sich vorstellen können, wie die Arbeit abläuft. Und dieses „viel Bergsport machen“ ist ja die Voraussetzung, um Bergführer zu werden. Über alpine Vereine wie die Naturfreunde und Alpenvereine kann man (Tourenleiter-) Ausbildungen machen und vereinsintern Erfahrung im Führen sammeln.

Bis in welches Alter kann man Bergführer werden bzw. sein?

Viele beginnen die Bergführerausbildung zwischen Mitte 20 bis Mitte 30, wobei es immer Ausreißer nach oben und unten gibt. Da der Beruf sehr vielfältig ist, gibt es auch für fortgeschrittenes Alter noch Betätigungsfelder, wenn man das möchte. Wer kennt sie nicht, die Urgesteine, die, ohne zu schnaufen, in einem Wahnsinnstempo den Berg hinauflaufen, im Sommer wie im Winter? 😉

Welche Fähigkeiten sollte ein Bergführer (Anwärter) haben, neben dem eigenen „technischen“ Können in den Bergsportdisziplinen?

Man muss ein „Menschenfreund“ sein. Also Freude daran haben, mit Menschen zu arbeiten und gerne etwas für andere zu tun. Das erfordert unendlich viel Geduld und die Fähigkeit, sich selbst zurücknehmen zu können. Es braucht Einfühlsamkeit, um zu erkennen, welche Sorgen, Ängste und Probleme die Gäste haben, um ihnen die richtigen Hilfen zu geben und die richtigen Entscheidungen für sie zu treffen. Kommunikatives Geschick kann helfen, auch mit schwierigen Charakteren klar zu kommen. Fremdsprachen wie Französisch oder Italienisch sind in entsprechenden Alpenteilen auch ganz praktisch. Das Wichtigste ist, dass man authentisch ist. Es ist nicht jeder ein Pausenclown und nicht jeder kann jedem jeden Wunsch von den Lippen lesen. Aber auch nicht jeder Gast möchte den Pausenclown oder eine Mutti als Bergführer haben.

Bergführer Fähigkeiten

📷 Bergführer müssen Menschenfreunde sein. (Bilder: Susi Süßmeier)

Kann man vom Führen leben?

Ja, durchaus. Es gibt in den Alpen viele Bergführer, die davon leben. In Teil 1 dieser Blogserie schreibe ich bereits mehr zu den empfohlenen Tagessätzen für Bergführer. Sie sind dennoch nur Richtwerte und als Bruttoeinkommen zu sehen. Davon gehen die ganzen Sozialversicherungsbeiträge und natürlich die Steuern ab. Bedenkt man, dass ein Arbeitstag am Berg vielmals lang ist, sollte man sich einen Stundenlohn bei einem Bergschultagessatz von 300 € lieber nicht ausrechnen. Mehr wie 200 Führungstage sind unrealistisch, einerseits aufgrund der saisonalen Arbeit, andererseits auch körperlich. Als Bergführer ist man jedoch Unternehmer und mit entsprechenden Konzepten kann man durchaus ein gutes Einkommen erzielen. Wichtig bleibt, dass man sich nicht unter seinem Wert verkauft. Eine Führung am Berg ist ein Luxusprodukt, das Führen ernsthafte Arbeit und die hat ihren Preis. Viele Führen dennoch, zumindest langfristig, nur nebenberuflich und haben ein zweites Standbein.

Muss man als Bergführer in Alpennähe wohnen?

Macht‘s sicher leichter, aber es gibt durchaus Bergführer, die weiter im Norden wohnen. Hängt davon ab, was und wie man führen möchte. Habe ich touristisch interessante Berge vor meiner Haustüre, habe ich durch das Lokalwissen sicher einen Heimvorteil gegenüber zugereisten Guides. Auch ab und zu Tagesgäste oder Wochenendführungen zu haben, ist angenehm fürs eigene Sozialleben. Das ist eben nur eine Option, wenn die Anreise nicht allzu weit ist. Aber viele Bergführer führen alpenweit und dann ist der Heimvorteil auch kein Argument mehr.

Wie kann man mit fremden Gästen auf Touren sein, auf denen man sich gegenseitig sichern muss?

Führen & Sichern

📷 Sichern und gesichert werden. (Bilder: Susi Süßmeier, Boris Textor)

Wenn man die Gäste nicht kennt, kann es bei anspruchsvollen Zielen Sinn machen, eine Vorbereitungstour zu gehen. Grundsätzlich sollte man weit über dem Niveau stehen, so dass man sich auch von Fremden gerne sichern lässt. Auch liegt das eigene Niveau im Klettern in den niedrigen Schwierigkeitsgraden so hoch, dass mancher Gast zwar angestrengt klettert, man selbst aber erst überlegt, ob man beide Hände aus den Hosentaschen nimmt. 😉

 

Weiterlesen:

<< Teil 2: Traumberuf Bergführer: Die Kehrseite der Medaille

>> Teil 4: Traumberuf Bergführer: Tipps

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Über Susi

Susi Süßmeier

📷 Susi beim Wandern, Eisklettern, Klettern und Skifahren (Bilder: Susi Süßmeier, Julian Resch, Bernhard Hangl, Boris Textor)

Als Kind lernte ich von den Eltern das Skifahren und ging mit ihnen wandern. Als Jugendliche machte ich viele Sportarten gerne, irgendwann fing ich mit dem Klettern an. Das Klettern am Fels ist eine großartige Sportart, man ist gemeinsam mit Freunden meist an wunderschönen Plätzen in der freien Natur. Es ist in allen Facetten ein Miteinander, man braucht sich gegenseitig zum Sichern, kann sich Tipps geben und freut sich füreinander, wenn man ein Erfolgserlebnis hatte, denn man kann niemanden „etwas wegklettern“. Während des Studiums hatte ich die Möglichkeit die Ausbildung zum „Tiroler Bergwanderführer“ zu machen. Durch das Führen von Alpenüberquerungen und Wanderungen für einen Tourismusverband finanzierte ich mir mitunter mein Studium. Privat habe ich immer mehr Freude an allen verschiedenen Bergsportdisziplinen gefunden, und hatte das Glück in den Expeditionskader des Deutschen Alpenvereins aufgenommen zu werden. 2016 hatte ich dann alle Touren leicht beisammen, welche man zum Nachweis der eigenen Fähigkeiten vor Beginn der Bergführeraufnahmeprüfung absolviert haben musste. Da mir das Wanderführen sehr viel Freude bereitete, lag es nahe, meinen Kompetenzbereich zu erweitern. 2021 habe ich meine Ausbildung zur staatlich geprüften Berg- und Skiführerin abgeschlossen.

>> Erfahre mehr über Susi und ihre Bergführer-Angebote

 

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