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Traumberuf Bergführer (2/4)

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Traumberuf Bergführer

Susi Süßmeier
Text: Susi Süßmeier
Bild oben: Boris Textor
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Der schönste Beruf der Welt? Draußen, in den Bergen unterwegs sein. Das, für was andere Geld bezahlen, machen und dabei Geld verdienen. Klingt traumhaft, oder? Aber was muss man dafür tun? Und kommt der Spaß wirklich ohne Nebenwirkungen?

Susi Süßmeier aus dem Mountain Equipment Team ist staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin und stellt uns den (für sie) schönsten Beruf der Welt in einer vierteiligen Serie vor.

 

[Hinweis: Susi ist das beste Beispiel, dass der Bergführer-Beruf nicht nur was für Männer ist! Aus Gründen der Lesbarkeit verwendet sie in ihrem Text dennoch nur die Form „Bergführer“ – will damit aber alle Bergfreunde, unabhängig ihres Geschlechts, ansprechen.]

 

Teil 2: Traumberuf Bergführer: Die Kehrseite der Medaille

„Das ist ja toll! Du hast dein Hobby zum Beruf gemacht!“

Ist es wirklich mein Hobby, im Sommer mit Gästen mal wieder auf den Großglockner zu gehen oder den Fernwanderweg E5 zu wandern? In den meisten Fällen wohl eher nicht. Als Hobby betreibe ich Bergsport anders als beim Führen. Als Bergführerin bin ich Dienstleisterin, die Bedürfnisse und die Sicherheit des Gastes stehen im Mittelpunkt. Man braucht ein gutes Gespür für Menschen, viel Geduld und muss oft eigene Interessen zurückstecken. Das Führen ist eine Arbeit, wie andere Berufe auch! Nur: Wer es gerne tut, hat sicher einen der schönsten Arbeitsplätze der Welt…

Und wenn man sein Hobby zum Beruf macht: Bleibt es dann langfristig das Hobby? Oder sucht man sich dann für die eigene Freizeit etwas anderes? Hat man nach einer Hochtourenwoche mit Gästen, die zwar technisch unter den eigenen Fähigkeiten liegt und die man vielleicht auch schon mal geführt hat, noch die Motivation und vor allem die Kraft, in der freien Woche selbst die eigenen Bergziele zu realisieren? Oder zieht es einen nicht eher, nach langem Ausschlafen, maximal zum gemütlichen Sport- oder Plaisirklettern an warme, sonnige und gemütliche Plätze und am Abend ins bequeme, eigene, weiche Bett ohne schnarchende Bergkameraden?

„Toll - du bist ja immer draußen…“

Stimmt. Aber halt auch immer. Auch dann, wenn du dir denkst: „Naaa, heute mag ich eigentlich nicht vor die Türe gehen, heute ist ein Tag für die Couch vor dem warmen Ofen…“

Schlechtwetter

📷 Schlechtwetter ist auch Arbeitswetter! (Bilder: Susi Süßmeier)

Und dann ist man ständig unterwegs, es kostet Kraft und immer dieses Risiko….

Der Beruf verlangt dem Körper viel ab. Man braucht eine gute Kondition und Gesundheit, um eine Saison gut zu bewältigen. Das ganze Jahr muss man sich fit halten, entsprechend dem, was man führen will. Abnutzungen des Bewegungsapparates oder Krankheiten aufgrund der Sonneneinstrahlung sind mit Sicherheit ein Berufsrisiko. Und fällt man als Selbstständiger einmal krankheitsbedingt aus, bedeutet das Umsatzausfall. Gute Versicherungen können zumindest das ein wenig abfedern.

Auch sind die meisten Arbeitsplätze fernab der heimischen vier Wände und so bleibt während der Saisonen oft wenig Zeit für Freunde, Familie und die eigenen Hobbies.

Der ständige Umgang mit dem Risiko und der Verantwortung für Andere in einem risikobehafteten Umfeld ist ein wesentlicher Faktor, der den Beruf von vielen anderen unterscheidet. Wie eingangs beschrieben, kann das Risiko zwar minimiert werden, jedoch bleibt, je nach Führungstour, immer ein Restrisiko. Ist es bei Bergwanderungen oder einfachen Gletschertouren vielleicht recht gering, gibt es Berge und Führungstouren, die trotz aller Umsicht mit einem höheren Restrisiko aufwarten. Und vielmals ist es auch nicht die schwierigste Tour, die ihre Opfer fordert, sondern eine kleine Unachtsamkeit, ein Fehltritt oder man ist schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort. Und bei all der Exposition zu potenziellem Risiko trägt man nicht nur die Verantwortung für sich selbst, sondern auch für die Unversehrtheit der Gäste. Mehr noch, nicht nur für die Unversehrtheit, sondern für ein unvergessliches Urlaubserlebnis, bei dem sich die Gäste zu jeder Zeit sicher und wohlfühlen wollen – zumindest, wenn man wieder mit ihnen auf Tour gehen möchte.

Aber….

Bergführer Facetten

📷 Bergführen ist Vielfalt! (Bilder: Susi Süßmeier, Mario Tiefenbrunner, Kim Menage)

Das mag jetzt alles ziemlich abschreckend klingen. Ganz so schlimm ist es aber nicht! 😉 Im Gegenteil. Wenn man sich in den Bergen wohlfühlt und gerne mit Menschen unterwegs ist, ist es eine wunderschöne Arbeit. Man sollte sich nur davor der oben genannten Dinge bewusst sein. Es ist eine stark saisonale Arbeit, die mit intensiven Arbeitsmonaten und im Gegenzug auch viel freier Zeit aufwartet. Als Bergführer ist man in der Regel selbstständig, man kann sich seine Arbeit selbst einteilen. Nicht jede Arbeit ist gleich anstrengend und fordernd, eine gute Mischung macht‘s oft aus. Und das sehe ich als ganz große Stärke des Berufs: die Abwechslung und Vielfalt, die der Beruf bietet. Von gemütlicher Wanderung oder Kletterreise zur anspruchsvollen Besteigung eines bestimmten Berges. Kurs oder Führungstour. Und der Sommer ist ganz anders als der Winter! Mir selbst bereitet es unglaubliche Freude, mit meinen Gästen die Schönheit der Bergwelt und meine Begeisterung für den Bergsport zu teilen. Das überwiegt derzeit alle oben genannten Kehrseiten, dennoch habe ich sie im Blick und versuche ihnen entgegen zu wirken. Sei es durch die Auswahl der Touren, die ich führe und versuche so zu gestalten, dass mein Körper genügend Regeneration bekommt oder durch das Einplanen von genügend Zeit für die eigenen alpinen Ziele.

 

Weiterlesen:

<< Teil 1: Traumberuf Bergführer: Wer darf eigentlich führen?

>> Teil 3: Traumberuf Bergführer: Fragen & Antworten

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Über Susi

Susi Süßmeier

📷 Susi beim Wandern, Eisklettern, Klettern und Skifahren (Bilder: Susi Süßmeier, Julian Resch, Bernhard Hangl, Boris Textor)

Als Kind lernte ich von den Eltern das Skifahren und ging mit ihnen wandern. Als Jugendliche machte ich viele Sportarten gerne, irgendwann fing ich mit dem Klettern an. Das Klettern am Fels ist eine großartige Sportart, man ist gemeinsam mit Freunden meist an wunderschönen Plätzen in der freien Natur. Es ist in allen Facetten ein Miteinander, man braucht sich gegenseitig zum Sichern, kann sich Tipps geben und freut sich füreinander, wenn man ein Erfolgserlebnis hatte, denn man kann niemanden „etwas wegklettern“. Während des Studiums hatte ich die Möglichkeit die Ausbildung zum „Tiroler Bergwanderführer“ zu machen. Durch das Führen von Alpenüberquerungen und Wanderungen für einen Tourismusverband finanzierte ich mir mitunter mein Studium. Privat habe ich immer mehr Freude an allen verschiedenen Bergsportdisziplinen gefunden, und hatte das Glück in den Expeditionskader des Deutschen Alpenvereins aufgenommen zu werden. 2016 hatte ich dann alle Touren leicht beisammen, welche man zum Nachweis der eigenen Fähigkeiten vor Beginn der Bergführeraufnahmeprüfung absolviert haben musste. Da mir das Wanderführen sehr viel Freude bereitete, lag es nahe, meinen Kompetenzbereich zu erweitern. 2021 habe ich meine Ausbildung zur staatlich geprüften Berg- und Skiführerin abgeschlossen.

>> Erfahre mehr über Susi und ihre Bergführer-Angebote

 

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