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Rissklettern Ettringen | Urlaub in Deutschland

  • Klettern
  • Robert Grasegger
  • Team

 

Text: Robert Grasegger 
Fotos: Robert Grasegger & Tobi Heinle
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Was macht man, wenn man seit Wochen zuhause trainiert hat und dann endlich wieder raus darf, doch das Wetter nicht mitspielt und noch dazu die Grenzen nach Österreich, Schweiz, Italien zu sind?

Genau! Wir machen Urlaub in Deutschland.

Da wir endlich mal wieder Rissklettern wollen, erkundigen wir uns ein wenig. Normalerweise bin ich um die Zeit meist im Val di Mello anzutreffen. Dieses Mal ist die Auswahl etwas eingeschränkt, sodass wir uns dazu entscheiden nach Ettringen bei Koblenz zu fahren.

Nach meinem 24h-Dienst bei der Feuerwehr in München treffe ich mich direkt mit Tobi in München – das liegt ja bei diesem Ausflug zufällig auf dem Weg. Statt Fernpass gibt es A8, statt Imst ist da Stuttgart und statt Mautgebühren haben wir hierzulande keine Tempolimits – gar nicht mal so schlecht hier in Deutschland.

Doch war unsere Zielauswahl richtig? Wir sind uns noch nicht sicher. Die Gebiete um Ettringen sind aus einem alten Steinbruch entstanden, hier wurde früher Basalt abgebaut. Deshalb gelangt man auch durch Absteigen in Löchern an den Fels. Klingt verrückt, aber öfter mal etwas Neues!

Tag 1: Drecksrisse und ein alter Kran.

Nach fünf Stunden Autofahrt in Ettringen angekommen, finden wir problemlos den Parkplatz des Gebiets Ettringer Lay und sehen von dort schon einige coole Risslinien. Kurz zusammenpacken und dann schnellstmöglich an den Fels. Natürlich stehen für uns Bayern die cleanen Risslinien ganz oben auf der Liste.

Im Sektor Große Wand sind die Klassiker wohl Drecksriss (7), Mut zur Verzweiflung (8+/9-), May Flower (8-) und Wirbelsäule (8-). Aber auch die anderen Touren sind super. Von Selbstabsichern in den Klassikern bis zum schweren Sportklettern an Klebehaken gibt es hier alles und ehe wir uns umsehen ist es auch schon wieder dunkel. Wir packen unsere sieben Sachen bzw. unsere Friends und begeben uns zum Bus. Hier wartet noch mein persönliches Projekt: Der alte Kran vom Steinbruch muss natürlich bezwungen werden! Nach dessen erfolgreicher Besteigung gibt‘s endlich lecker Linseneintopf und dann geht es glücklich und zufrieden ins Bett.

Tag 2: Der Hohle Horror und ein Bier am Rhein.

Am nächsten Morgen gibt es für uns Kottenheim zu erkunden. Dort lädt der Sektor Kiefernadel mit ca. 25 Meter hohen Rissen ein. Bei optimalen Temperaturen können wir hier den ganzen Vormittag klemmen, was das Zeug hält. Zu empfehlen sind Amadeus (7-), Fledermaus (8-), Albatros (7-), Supercrack (8+) und Zementschuppe (8-). Am Nachmittag wechseln wir zu Fuß in nur drei Minuten zum Sektor Westkessel. Hier sind die Touren nicht ganz so lang, aber dafür intensiv. Wärmstens empfehlen kann ich die Arschbacke (7+), Standbein (7), Mantra (7+) und den Hohlen Horror (7-).

Abschließend lassen wir einen weiteren erfüllten Klettertag ausklingen und fahren tourimäßig nach Koblenz. Hier gibt es die Biwakschachtel Koblenz, einen kleinen Bergsportladen, der Risskletterhandschuhe und Mountain Equipment Bekleidung anbietet. Witzigerweise hänge ich dort auch gleich im Schaufenster. J Der Besitzer ist einer der Erschließer und gibt auch gerne Tipps. Und ein Bier am Rhein muss natürlich auch noch sein. Nach unserem kurzen Sightseeing Trip fahren wir zurück nach Ettringen.

Tag 3: Mordor und blutige Finger.

Heute geht es endlich nach Mordor. Im Sektor Pumpgun kommt jeder Riss- und Verschneidungsfreund auf seine Kosten. Steil ist es, aber dafür nicht zu kurz. Zu empfehlen sind Pumpgun (8), Der Strand (8-) und Handcuffed Lightning aka Billabong (8), wobei man hier darauf achten muss, dass der Sicherer nicht im Lago di Mordor landet... Im Sektor Tolkin sind noch Mordor (7) und Mina Thirth (7) sehr cool und dann ist dieser Tag auch schon wieder vorbei und es wird finster. Wir sitzen glücklich vor unserer Pasta und erfreuen uns an unseren blutigen Fingern.

Erschöpft geht es am vierten Tag zum Parkplatz Ettringer Lay. Heute wollen wir uns den Schiffsbug anschauen. Hier wartet gleich der Ultra-Klassiker Mettwürstchen (7+), eine super coole Risskletterei. Ebenso empfehlenswert sind Akku Patzt (7-), Flower Street (6+), Sister Rosa (7+), Farewell Waldelito (7+) und Pummelchen (7-).

Da wir Sonntag beide wieder arbeiten müssen, sind wir mit der Ausbeute zufrieden und machen uns mittags auf den Heimweg. Unser Fazit: Wir sind positiv von diesem Spot überrascht – Ettringen ist ein wahrer Geheimtipp für Risskletterfans!

Roberts Tipps zum Klettern in Ettringen:

>> Informieren: Der Kletterführer „Schwarze Säulen“ von Alexander Schmalz-Friedberger ist top. Tipps gibt es auch im Bergsportladen Biwakschachtel in Koblenz.

>> Mitnehmen: Für die klassischen Risslinien reichen zwei Sätze Friends, evtl. die mittleren Größen öfter; ein 70m Einfachseil ist ideal.

>> Sichern: Alle Umlenker sind geklebt, ebenso wie die Zwischensicherungen der meisten Routen – in den Klassikern allerdings nur dort, wo keine Friends möglich sind.

>> Klettern: Topropes einzurichten ist eher nicht möglich, da man in den Steinbrüchen wegen Steinschlaggefahr nicht von oben einhängen sollte. Und wer nicht so auf selbst abzusichernde Risskletterei steht, findet genug gut abgesicherte Sportkletterrouten.

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