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Abenteuer Winterraum: So macht ihr es richtig

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Text: Silvan MetzSusi Süßmeier

Fotos: Silvan Metz

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Immer wieder scheint die Sonne durch die Wolken, wie ein großer Scheinwerfer über der winterlichen Hochgebirgslandschaft, der all ihre feinen bläulichen Facetten sorgfältig ausarbeitet. Eigentlich schneit es nicht. Die Schneekristalle, die im Gegenlicht funkeln, werden nur vom Wind durch die Luft getragen. Im Winter zeigt das Hochgebirge am eindrücklichsten, dass die raue Umgebung nicht nur schön, sondern auch lebensfeindlich ist. Wir sind dankbar, dass wir die Nacht nicht hier draußen verbringen müssen, als wir die schwere Holztür des Winterraums aufstoßen – nicht ohne sie vorher mühsam freigeschaufelt zu haben.

Winterräume sind die gängigste Art, in den Alpen im Winter Mehrtagestouren zu unternehmen. Denn die wenigsten Hütten sind außerhalb der Sommersaison geöffnet – man muss sich selbst versorgen. Das klingt nach Abenteuer, doch einige Dinge solltet ihr beachten, damit das Abenteuer nicht zum Albtraum wird.

Bitte eintreten!

Nicht alle Winterräume sind frei zugänglich. Für viele braucht ihr einen Alpenvereinsschlüssel, den ihr in jeder Sektion ausleihen könnt. Andere lassen sich nur mit einem speziellen Schlüssel öffnen, den ihr im Talort oder beim Hüttenwart bekommt. Informiert euch also genau, z.B. auf den Websites der Alpenvereine und Sektionen oder in Blogbeiträgen. Wenn ihr euch nicht sicher seid, sorgt ein kurzer Anruf beim Hüttenwirt für Klarheit.

Klärt in diesem Zusammenhang auch, wo genau sich der Winterraum befindet: Im Keller, in einem Anbau oder gar einem extra Gebäude? Wenn ihr bei viel Schnee eine Tür mühsam freischaufeln müsst, sollte es auch die richtige sein!

Im Winterraum ist es düster und klamm. Die massiven Holzdielen sind gezeichnet von unzähligen Wintern, in denen Leute wie wir mit Skischuhen darauf herumgetrampelt sind. Wir ziehen uns schnell um: Bevor uns die Kälte packt, mummeln wir uns in unsere kuscheligen Daunenjacken. Jetzt wäre etwas Warmes zu trinken genau richtig. Den großen Holzofen können wir mit einigen Holzsplittern und einem Taschentuch schnell anschüren – doch wo ist das Holz zum Heizen? Wir schauen in jede Truhe, nichts. Also ab nach draußen. Immer verzweifelter suchen wir jeden Winkel nach einem Brennholzdepot ab, bis wir uns nach und nach damit abfinden, dass es im Winterraum heute nicht wärmer werden wird. Kein Prasseln, kein Knacken in der Glut – und nichts zu Essen? Nein, denn aus einem der Rucksäcke wird schnell ein Gaskocher herausgezaubert. Abendessen und warmer Tee sind gesichert!

 

Hunger?

Bei der Planung einer Winterraumtour solltet ihr euch vorher informieren, wie der Raum ausgestattet ist. Hat er einen Ofen? Gibt es Töpfe und Kochgeschirr? Auch hier helfen die Websites der Hütten und Alpenvereine, ebenso wie der Hüttenwirt. Doch Vorsicht: Winterräume erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit, so dass es nicht ungewöhnlich ist, wenn auf einer Hütte schon früh in der Saison das Brennholz zu Neige geht. Denkt daran: Ohne Ofen bleibt der Raum kalt. Eine warme Daunenjacke wie die Senja (Women's) Jacket oder eine feuchtigkeitsresistente Kunstfaserjacke wie die Superflux (Women's) Jacket halten euch dann warm. Im Übrigen ist das Heizen des Raumes nur ein angenehmer Nebeneffekt der Kochfunktion des Ofens. Wegen der erwähnten Problematik solltet ihr die knappen Holzvorräte nicht (bloß) zum Heizen zu verwenden.

Zum Kochen nutzt ihr am besten leichte, kompakte Gaskochersysteme wie die von Jetboil. Nicht nur, dass sie euch für wenig Mehrgewicht im Rucksack ein warmes Essen unabhängig vom Ofen garantieren. Mit einem solchen Kocher ist Wasser im Handumdrehen zum Kochen gebracht, während ihr auf dem Holzofen mitunter lange darauf wartet. Außerdem müsst ihr am nächsten Morgen nicht lange den Ofen anheizen, sondern könnt schneller zur eurer Tour aufbrechen.

Als Verpflegung bietet sich Expeditionsnahrung an: Das ist gefriergetrocknete Nahrung, die nur mit heißem Wasser aufgegossen werden muss (z.B. von Trek’n Eat) – wenig Gewicht im Rucksack, kein Geschirr zum Spülen! Wenn ihr außerdem Nüsse, Schokolade, Gummibärchen oder, gesünder, einen Apfel mitnehmt, kommt die Kulinarik auch auf mehrtägigen Durchquerungen nicht zu kurz!

Nach dem Essen sind wir müde. Jetzt hat keiner mehr Lust, die mitgebrachten Spielkarten auszupacken oder die morgige Tour noch einmal durchzugehen – glücklicherweise haben wir bereits alles sorgfältig geplant. Auf den Matratzen liegen alte Wolldecken: Mehr kratzig als kuschelig, mehr löchrig als warm. Wohl dem, der jetzt in seinen Rucksack greifen und einen kuschlig warmen Daunenschlafsack hervorholen kann!

 

Gute Nacht!

Zwar sind die meisten Winterräume mit Decken ausgestattet, doch bieten diese nicht gerade Komfort und Wohlfühlfaktor. Deutlich besser – und damit erholsamer! – schlaft ihr im eigenen Schlafsack. Ein Firefly bringt z.B. gerade einmal 560 Gramm auf die Waage, das Gewicht gleicht sich aber auf mehrtägigen Durchquerungen durch den regenerativen Schlaf locker aus. Eine Trinkflasche mit warmen Tee funktioniert gut als Wärmflasche und erhöht den Schlafkomfort zusätzlich – geht natürlich nicht mit der Thermosflasche, ihr braucht eine nicht-isolierende Flasche, in die ihr heißes Wasser einfüllen könnt, z.B. eine Hartplastikflasche von Nalgene.

Übrigens: Da ihr auf einem Winterraum nicht wie auf einer bewirtschafteten Hütte reservieren könnt, seid ihr auch nie sicher, wie viele „Mitbewohner“ ihr haben werdet. Auch daher ist es manchmal (insbesondere in viel frequentierten Gebieten) sinnvoll, einen eigenen Schlafsack und Kocher dabeizuhaben.

Auf Wiedersehen

Vor dem Verlassen des Winterraums solltet ihr eine kurze Checkliste durchgehen: Ist alles ordentlich aufgeräumt und gegebenenfalls durchgekehrt? Ist die Tür richtig verschlossen, so dass kein Schnee ins Innere kommt? Ist der Ofen aus? Habet ihr euch ins Hüttenbuch eingetragen und die Bankdaten notiert? Winterräume funktionieren auf Vertrauensbasis, daher ist es wichtig, ehrlich zu bezahlen (zumal die Übernachtungsgebühr für Winterräume meist lächerlich gering ist). Ihr müsst kein Bargeld durch die Berge schleppen, denn auf Winterräumen sind die Bankdaten ausgehängt oder es liegen vorausgefüllte Überweisungsträger bereit – einfach abfotografieren oder einstecken!

Beachtet ihr diese Punkte, steht eurem Winterraumerlebnis nichts mehr im Wege. Selbst dann wird diese Art der Unterkunft zwar nie zum Wellnessurlaub – aber ganz ehrlich, wer will schon Wellness, wenn man auch Abenteuer haben kann?

 


Winterraum Packliste:
Das solltet ihr mitnehmen

Susi Süßmeier aus dem Mountain Equipment Team zeigt euch ihre Packliste für ein Winterraum-Abenteuer.

Hinweis: Die meisten von Susis aufgelisteten Bekleidungsstücken gibt’s unter gleichem Namen für Herren; wo das nicht der Fall ist, haben wir den Namen des Herrenprodukts in Klammern hinzugefügt.

Bekleidung

Bei der Bekleidung ist das Zwiebelprinzip angesagt: viele funktionelle Lagen, um mit möglichst wenigen Kleidungsstücken alle Temperaturbereiche abzudecken. Mehr zur richtigen Bekleidung findest du in unserem Ratgeber Bekleidung (allgemeine Tipps) und im Ratgeber Skitouren Bekleidung (spezielle Tipps für Skitourengeher).

Erste Lage: Baselayer

→ Lange Unterhose, z.B. Eclipse Pant (dient auch als Hüttenhose)

→ Langarmshirt, z.B. Eclipse Hooded Women’s Jacket

→ 1 Paar Socken

→ Unterwäsche, am liebsten ein Kurzarmshirt aus Merino oder schnell trocknendem drirelease®  Lyocell wie das Stripe Women‘s Tee (Herren: Groundup Tee)

TIPP: Ab zwei Übernachtungen gönne ich mir Wechselunterwäsche, ein Paar Wollsocken für die Hütte und evtl. ein dünnes Lumiko Women’s Zip-T. :-)

Mittlere Lage: Midlayer

→ je nach Temperatur Jacke oder Weste, z.B. Switch Women’s JacketSwitch Women’s Vest oder Frostline Women's Vest

Äußere Lage: Shell Layer

→ Atmungsaktive Hose, z.B. Epic Women’s Pant (wenn Dauerschneesturm angesagt ist, hilft allerdings nur eine Hardshell-Hose wie z.B. die Quiver Women’s Pant)

→ Hardshelljacke, z.B. Quiver Women's Jacket

TIPP: Bei gutem Wetter reicht auch eine leichtere und amtungsaktivere Softshelljacke wie die Squall Hooded Women’s Jacket.

Zusatzschicht: Isolation

→ Kunstfaserjacke, z.B. Superflux Women’s Jacket oder Daunenjacke, z.B. Sigma Women’s Jacket (Herren: Vega Jacket)

TIPP: Kunstfaserjacken, z.B. mit POLARLOFT® Kunstfaser wärmen im feuchten/nassen Zustand besser  UND trocknen schneller als Daunenjacken. Dafür sind Daunenjacken bei mega kalten Temperaturen einfach unschlagbar warm.

Accessoires

→ Mütze oder Stirnband, z.B. Flash Women’s Beanie oder Flash Headband

→ 2 Paar Handschuhe, z.B. Terra Women’s Glove und Randonee Glove oder (wenn’s wasserdicht sein soll) Couloir Glove

Sicherheitsausrüstung

Die LVS-Ausrüstung muss jeder von euch dabeihaben, die anderen Sachen könnt ihr je nach Gruppengröße aufteilen.

→ Schaufel, Sonde, LVS-Gerät

→ Karte/Kompass/GPS-Gerät

→ Biwaksack, z.B. Ultralight Bivi Double

→ Erste-Hilfe-Päckchen

→ Handy

Essen

Bei zwei Nächten habe ich oft drei Päckchen Expeditionsnahrung dabei, dann kann eines schon am Nachmittag des zweiten Tages als verspätetes Mittagessen gegessen werden.

→ Gaskocher (z.B. Jetboil) mit genügend (!) Gaskartuschen

→ Expeditionsnahrung, z.B. von Trek’n Eat

→ Löffel (mit langem Stil für die Tüte der Expeditionsnahrung!)

→ Brotzeit, Riegel, Nüsse, Obst, Schokolade – je nach euren Vorlieben

→ Teebeutel (für Kaffeeliebhaber: Kaffeepulver zum Aufbrühen!)

→ Thermosflasche + 0,5l Trinkflasche (z.B. von Nalgene) als Wärmflasche

TIPP: Unsere Erfahrungswerte für Gaskartuschen sind: 220g pro Nacht bei zwei Personen, wenn ihr Schnee schmelzen müsst; 100g, wenn ihr an der Hütte Wasser habt; beides ist bereits mit Puffer gerechnet.

Sonstiges

Das Klebeband (z.B. Panzertape) könnt ihr auch um einen eurer Stöcke wickeln/kleben – immer dabei, sofort griffbereit und spart Platz im Rucksack.

→ Multitool, Kabelbinder, Klebeband

→ Ski Strap

→ Feuerzeuge, Streichhölzer

→ Stirnlampe

→ Ersatzbatterien (für Stirnlampe und LVS-Gerät)

→ Zahnputzzeug

→ Sonnenbrille, -creme

→ Dünner Daunenschlafsack (z.B. Firelfly) oder Hüttenschlafsack/Liner – je nach Bedarf

→ Für Frühjahrsverhältnisse: Harscheisen und Fellwachs

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