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10 Jahre DOWN CODEX®: Wie alles begann | Teil 2

  • Unternehmen

DOWN CODEX®

Große Projekte starten im Basecamp

Im Jahr 2010 befand sich Branche - wie schon in den 100 Jahren zuvor - sicher und geborgen im "Basislager". Man fühlte sich wohl, die Umsätze wuchsen stetig und jeder glaubte zu wissen, wo er stand. Tatsächlich aber wussten die meisten Outdoor-Marken, die jedes Jahr Zehntausende von Daunenprodukten verkauften, nicht viel über die Herkunft der Daune. Sie konnten zwar die Fill Power nennen und wussten, ob die Daune von Gänsen oder Enten stammte. Vielleicht gab es Angaben zum Herkunftsland - aber hinsichtlich der Rückverfolgbarkeit war es das auch schon. Die Hersteller kauften ihre Daune bei einem Daunengroßhändler wie in einem großen Supermarkt. Wissen über die Daunenherkunft war auch dort nicht vorhanden.

Kaum jemand kannte die Hintergründe der Farmen, von denen Daune bezogen wurde. Informationen über Tierschutz und Haltungsbedingungen, über Tiertransporte und die Vorgänge in den Schlachthöfen waren nicht zu bekommen.

Es gab so viele ungeklärte Fragen, denen wir erst auf den Grund gehen konnten, nachdem wir bereit waren, den Schutz des Basislagers zu verlassen.

Zitat Ashley Gill

Der Aufbruch

Wir Hersteller waren in unserem Umgang mit der Daunenindustrie nicht absichtlich begriffsstutzig. Es war eine unglaublich komplizierte "Tour" durch unwegsames Blockgelände und loses Geröll. Gelegentlich hatten wir das Gefühl, über uns hänge ein labiler Sérac. Wenn man nicht so genau hinschaut - ist es dann vielleicht sicherer?

Aber wir machten uns trotzdem auf den Weg. Was wir entdeckten, war leider genauso komplex, wie wir befürchtet hatten. Das Problem lag darin, dass eine typische Daunenlieferkette einfach nicht existierte. Beim Kauf von Stoffen ist es meist relativ einfach: Man spricht mit dem Lieferanten, gibt seine Bestellung auf und die Fabriken stellen den Stoff her. Man macht sich noch Gedanken um Färbung und Ausrüstung des Stoffes oder benötigt einen Herkunftsnachweis für recycelte Materialien - im Allgemeinen ist das relativ einfach. Mit Daunen ist das ganz und gar nicht so.

Hier zeigen wir zwei exemplarische Lieferketten: Die eine entspricht nahezu der Lieferkette, die wir derzeit verwenden (rechts), die andere ist nicht untypisch für viele Daunenlieferketten auf der ganzen Welt (links):

Daunenlieferketten

Was wir bis vor zehn Jahren noch nicht ganz verstanden hatten, war die Komplexität der Daunenlieferketten. Es geht nicht einfach nur darum, seine Daunen von einem einzelnen Großhändler zu beziehen und diesen Ablauf dann auf alle anderen zu übertragen.

Der Prozess ist wesentlich komplizierter: Die Herkunft der Daune zu kennen, ist nur der erste Schritt. Im nächsten Schritt muss man überprüfen können, ob die Aussagen der Zulieferer auch wirklich wahr sind. Es kommt auf die Verifizierung und Überprüfbarkeit der Lieferkette an – alles muss dokumentiert werden.

Als wir eine Vorstellung davon hatten, wie unsere Lieferkette aufgebaut ist, mussten wir erstmal ermitteln, welche Dokumente zur Verfügung stehen, um die Daunenherkunft glaubhaft zu belegen – und dass die genannten Quellen auch dauerhaft die gleichen waren. Erst danach war der Weg frei, um die Kriterien zum Tierschutz und zur Zertifizierung zu definieren, die wir von unseren Lieferanten verlangen. Aber darüber berichten wir euch im nächsten Blogbeitrag.

Zehn Jahre nachdem wir vom Basislager aufgebrochen sind, haben wir noch immer nicht das Ziel unserer Tour erreicht. Der Gipfel ist dauernd in Bewegung, vielleicht gibt es ihn auch gar nicht.

Die Daunenindustrie ist und bleibt sehr komplex. Obwohl sich Tierschutzstandards in vielen Bereichen verbessert haben, die Möglichkeiten zur Rückverfolgung zugenommen haben und das öffentliche Bewusstsein für die Thematik nie größer war, sind wir noch lange nicht am Ziel angelangt.

Zitat Charles Ross

Der DOWN CODEX® hat seither viele andere Standards in der Daunengewinnung und im Tierschutz beeinflusst. Vielleicht wird der Tierschutz vom Verbraucher mittlerweile als selbstverständlich angesehen? Sobald ein "Happy Birds" Aufkleber auf ein Produkt geklebt wird, ist dann alles in Ordnung? 

Die Ethik der Daunenproduktion ist nicht immer einfach. Man muss auch nicht lange nachforschen, um zu erkennen, dass nicht alle Abläufe in den Lieferketten perfekt sind, selbst wenn sie die Tierschutznormen erfüllen. Wir bei Mountain Equipment sind Realisten, und wir sind auch nicht perfekt. Wir wissen, dass die Fleischerzeugung nicht fehlerfrei ist, dass nicht alles „Freiland“ und „Bio“ ist und dass manchmal Kompromisse eingegangen werden müssen. Aber als wir damals das Basislager verließen, konnten und wollten wir nicht sofort den Gipfel erreichen. Wir wollten etwas Substantielleres erreichen. Wir wollten besser werden und dazulernen.

In den 10 Jahren Arbeit am DOWN CODEX® haben wir viel gelernt. Ein Fazit können wir ziehen: Wenn du etwas verändern willst und es dir wirklich wichtig ist, kannst du es auch. Erwarte nicht unmittelbar mit einem Schritt das perfekte Ergebnis zu erreichen - dann wirst du das Basislager niemals verlassen. Versuche, kontinuierlich Fortschritte zu erzielen und schau, wie weit du damit kommst.

 


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